Pikant

Michael Arbenz – „Reflections of D“

von Sabine Kaufmann

B
Pikant
 
Eine außergewöhnlich spannende
Ellington-Rezeption
 
Edward „Duke“ Ellington (1899-1974), Pianist, Komponist und Bandleader, eine der markantesten herausragenden Persönlichkeiten des Jazz im 20. Jahrhundert, hat nicht nur stilistisch große, sehr große Fußspuren hinterlassen. Zu Standards gewordene Stücke wie C Jam Blues, In a Sentimental Mood, Satin Doll, Prelude to a Kiss, Cotton Tail, It Don't Mean a Thing (If It Ain't Got That Swing), Sophisticated Lady, Don't Get Around Much Anymore oder In a Mellow Tone (nur eine kleine Auswahl aus über 2.000 Kompositionen), die er neben Filmmusiken und Suiten geschaffen hat, tragen seinen Ruhm auch in die Zukunft des Jazz weiter. Sein Kollege und lebenslanger Mitarbeiter Billy Strayhorn (1915-1967), Komponist, Arrangeur für Ellington und selbst akademisch ausgebildeter Pianist, steht als Spiritus rector hinter dem Erfolg Ellingtons, denken wir nur an die ewige Erkennungsmelodie des Duke Ellington Ochesters Take the „A“ Train – nicht wie fälschlich oft angenommen von Ellington.
 
Der Schweizer Pianist Michael Arbenz unterliegt dem gleichen Irrtum, indem er sein Duke Ellington gewidmetes Solo-Album für Klavier „Reflections of D“ mit freien Bearbeitungen des Mainstreamers Ellingtons mit einer nichtsdestoweniger grandiosen Version von eben diesem Take the A Train Strayhorns unter Ellingtons Namen eröffnet. Wie Arbenz diesen Titel spielt, besser: mit ihm spielt, ist ein dem Komponisten angemessener kongenialer Geniestreich. Und irgendwie logisch endet die CD auch mit einem Strayhorn-Titel, dem zärtlich federleichten Lotus Blossom.
Dazwischen eine pikante Auswahl von fünf Ellington-Kompositionen, die zu beschreiben unter ihrem Wert bleiben müßte. Sphärisch, träumerisch, elegant, stets aber auch die Dynamik - Duke´s Place fällt dabei nervös etwas aus dem Rahmen - der Originale einfangend, tänzelt Arbenz mit Brillanz durch diesen kleinen Werkausschnitt des Großen Ellington.
 
Eine ungewohnte Rezeption des Duke und seines Haus-Komponisten Billy Strayhorn, ein außergewöhnlicher Genuß. Von den Musenblättern sehr empfohlen.
 
Michael Arbenz – „Reflections of D“
© 2023 Bandcamp / Michael Arbenz
Michael Arbenz: piano solo 
 
1. Take the A Train – 2. African Flower – 3. In My Solitude – 4. Duke´s Place – 5. Reflections in D – 6. It Don´t Mean a Thing – 7. Lotus Blossom
Gesamtzeit: 42:55